Aus der brasilianischen Zeitung “O Globo”, Rubrik “Opinião“, von 08/19/2016
Alice im Land der Paralympischen Spiele
Bei Andrei Bastos
In der Geschichte „Alice im Wunderland“, Wesen aller Art interagieren in vielerlei Formen, und deren Unterschiede werden nie die Ursache für Vorurteile oder Diskriminierungen. Die fiktive Abenteuer und Missgeschicke dieser Charaktere zeigen deren Merkmale und Persönlichkeiten, in der Umgebung reflektiert, die sie im Wunderland teilen.
Für die Wesen, die außerhalb des Bereichs der Fantasie leben, definiert häufig die Unmöglichkeit der Interaktion, auch unter Gleichen, die Existenz: erfolgreiche Interaktionen sind eher die Ausnahmen, die die Regeln bestätigen. So ist die Natur der Menschen, die außerhalb Wunderlands leben.
Wenn wir die Möglichkeiten betrachten, die uns Science-Fiction und die technologische Entwicklungen anbieten, wird es vorstellbar, dass unsere Welt eines Tages in der Lage sein wird, unterschiedliche Wesen in ihrer Vielfältigkeit zu begrüßen. Auch wenn diese Welt der Zukunft anders als das Wunderland von Alice aussieht.
In der Tat, wenn wir denken dass die Science-Fiction so viel vorhergesehen hat, was uns heute die Technologie ermöglicht, können wir viele Abenteuer und Merkmale verschiedener Wesen der Fiktion als Vorwarnung sehen. Geschichten, die aus den tiefsten Ecken der menschlichen Fantasie kommen und über die Fähigkeit zu fliegen erzählen, oder über die Möglichkeit berichten, mit jemandem auf der anderen Seite des Planeten zu kommunizieren. Fantasien, die zeigen wie wir mit sehr unterschiedlichen "Wesen" leben können, wie die Charaktere in Alice im Wunderland tun.
Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bevor wir in einer Welt leben, in der alle Unterschiede und Differenzen wirklich akzeptiert werden. Ein Beispiel dafür, wie weit entfernt wir noch von dieser Welt sind, ist der Mangel an finanziellen Mitteln für die Paralympische Spiele 2016.
Trotzdem wurden einige wichtige Schritte schon unternommen - geschlechtsspezifische Unterschiede werden besser akzeptiert; die Rolle der Frauen in der Gesellschaft entwickelt sich immer mehr; Rassendiskriminierung wird als "etwas aus der Vergangenheit" bereits berücksichtigt. Aber es gibt noch eine Menge Arbeit zu tun.
Das Kollektives Unbewusstes hält ein vorherrschendes Bild von dem, was ein Mensch haben soll: zwei Beine, zwei Arme und, am wichtigsten, autonome Mobilität. Wenn wir über verschiedene Gruppen von Menschen denken, häufig schließen wir Menschen ohne Beine, ohne Arme oder an Rollstuhle gefesselt aus.
Beeinflusst durch unterschiedliche kulturelle Aspekte betrachten wir dieses "Vergessen" als etwas Natürliches. Aber es ist die Kultur selbst, die uns ermöglichen soll, in unserer Psyche die Akzeptanz von Menschen mit verschiedenen Eigenschaften und Formen zu verinnerlichen.
Diese „Wesen“ werden „behindert“ genannt. Obwohl sie eine Menge in Bezug auf Menschenrechte erreicht haben, stehen sie immer noch vor der unüberwindlichen Mauer der Unsichtbarkeit und sind immer in Ghettos isoliert. Ein offensichtliches Beispiel, das sich speziell mit der Leistung des menschlichen Körpers beschäftigt, ist die Trennung zwischen die Olympischen- und die Paralympischen Spiele.
Wenn wir verschiedene Sportarten und verschiedene Kategorien innerhalb jeder Disziplin haben, warum können wir nicht den Sport der behinderten Sportler als Kategorien in verschiedenen Disziplinen einbauen?
Um diese Idee mehr akzeptabel und verständlich für alle Menschen - Behinderte oder nicht – zu machen, würde ich gerne Wunderland als Ort für die nächste Olympischen Spiele vorschlagen. Dort kann ein Event stattfinden, dass alle Menschen einschließt und über genügende finanzielle Mittel verfügt, um alles zu erreichen, dass noch zu erreichen ist.
Andrei Bastos ist Journalist und Mitglied des Nationalen Forum zur inklusiven Bildung. Er ist auf den Gebrauch eines Rollstuhls angewiesen.
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